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Feedback-Culture: Von der Sammlungsdokumentation zur Sammlungskommunikation

09/02/2007

Das Internet wandelte sich innert kürzester Zeit von einer Informationsplattform zu einem umfassenden Kommunikationsmedium. Dabei sind überraschende Formen der Wissenspräsentation und –organisation entstanden und neue Kommunikationskanäle haben sich etabliert, wie zum Beispiel Wikis (als bekanntestes Beispiel Wikipedia.org), Blogs, Foren, RSS-Feeds bis hin zu multimedialen Kanälen mit Video- und Audioströmen.

Besucher und Besucherinnen von Museen sind zunehmend mit diesen Medien vertraut und möchten deren Möglichkeiten auch für einen Ausstellungsbesuch nutzen, sei es zur Vorbereitung eines Besuches, während des Besuches oder nach einem Besuch, um ein umfassenderes Ausstellungserlebnis zu erhalten.

Darüber hinaus eröffnen die neuen kommunikativen Möglichkeiten des Internets neue Zugänge zur Institution Museum und ermöglicht innovative Formen des Sammelns und der Vermittlung. So können mit diesen Medien neue Wege zur Ausstellungskonzeption beschritten werden, bei denen ein interessiertes Publikum in einem frühen Stadium die Ausstellung und die Thematik der Ausstellung mitgestalten und die Objektauswahl beeinflussen kann, bis hin zur Evaluation der Ausstellung.

Auch das „Kerngeschäft“ des Museums, das Sammeln, erfährt durch diese technischen Innovationen eine bedeutende Veränderung: Nicht nur die Erwerbsquellen sind durch das Internet vielfältiger geworden, es können virtuelle Sammlungen angelegt werden und Bezüge zu anderen Sammlungen hergestellt werden. Das hat grossen Einfluss auf die Sammlungsdokumentation: bis anhin wurde die Sammlung von Fachleuten für Fachleute dokumentiert und erst nach einer komplexen Transformation einem grösseren Publikum auf einer Website, einer Multimedia-Station innerhalb der Ausstellung oder als Objektbeschriftung zugänglich gemacht. Das „neue“ Internet erlaubt Kommunikationsformen, die zu einer vielgestaltigeren Sammlungsdokumentation führen und aufgrund einer durchgängigen Sammlungskommunikation Besucherbedürfnisse besser befriedigen können. Dabei können Fragen zu bestimmten Objekten und Objektgruppen von Besuchern gestellt und von Kuratoren oder von anderen Besuchern beantwortet werden; die bestehende Dokumentation kann durch das Wissen von Besuchern erweitert werden und Objekte mit unklarem Befund können zur Diskussion gestellt werden. Die Sammlungsdokumentation weitet sich dabei aus und wird zu einem eigentlichen Dokumentationskomplex, der zusätzlich zu den Kerndaten eines Objektes weitere Quellen und Kanäle erschliesst. Eine wichtige Aufgabe ist dabei, durch redaktionelle Arbeit von Kuratoren die so erschlossenen Informationen archivfähig zu machen und in einen Kontext zu stellen.

Zur Nutzbarmachung dieser Möglichkeiten sind natürlich entsprechende Werkzeuge notwendig. Das frei verfügbare Open Source Dokumentationssystem myColex, das im Historischen Museum Basel entwickelt wurde und in Museen in verschiedenen Länder eingesetzt wird, entwickelt sich zu einem eigentlichen Dokumentationsportal, worin Publikum und Fachleute mit den oben beschriebenen Werkzeugen die Dokumentation der Sammlung anreichern.

Aus dem passwortgeschützten Kernbereich der Sammlungsdokumentation, der nur autorisierten Benützern zugänglich ist, können kontrolliert Daten und Bildmaterialien veröffentlicht werden. Besucher können Abbildungen von neuen Objekten oder von Vergleichstücken aus ihrem Umfeld hochladen und kommentieren.

Diese Materialien dienen dazu, die Interessen der Besucher besser kennen zu lernen und das Wissenspotential auszuloten. Natürlich können so attraktive Objekten ausgemacht und unter Umständen in die Sammlung aufgenommen oder in virtuellen Ausstellungen gezeigt werden. Auf diese Weise entstehen neue Formen der Kundenbindung und die Webpräsenz der Museen positioniert sich als neue Vermittlungs- und Kommunikationsplattform.